Stress bei Nutztieren – Neue Erkennungsmethoden

In der Landwirtschaft stellt sich die Frage wie es sich vermeiden lässt, dass Nutztiere in Stress geraten. Schuld sind neben schlechten Haltungsbedingungen auch unzureichende Ernährung, Ruhe und zu viele Tiere. Da diese bekanntlich nicht sprechen können, hilft jetzt die Wissenschaft weiter.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (kurz BLE) hat ein Verbundprojekt gestartet in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tierschutz und Tierhaltung (kurz FLI-ITT), um den Stresspegel bei Nutztieren näher zu untersuchen. Das ist ein wichtiges Thema, denn viel Stress führt zu schlechten Erzeugnissen bei Eiern, Milch und Fleisch. Deshalb lohnt es sich, die Bedingungen vor Ort in den Betrieben zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verbessern. Zum Wohle des Tieres und zum besseren Einkommen des Landwirts.

Haargenau messen und auswerten

Die Grundlage der Untersuchung bildet die Bestimmung der Stresshormone bei Schweinen und Rindern. Dieses nennt sich Cortisol und es lässt sich in den Haaren und Federn der Tiere nachweisen. Auf diese Weise finden nicht nur große Nutztiere einen Platz in der Studie, sondern auch Kleintiere wie Puten und Hühner. Anhand der Proben können die Wissenschaftler nun bestimmen, wie hoch der Stresspegel ist.

Stress ist individuell

Grundsätzlich lässt sich dazu festhalten, dass das Empfinden von Stress beziehungsweise die Entstehung davon eine individuelle Einschätzung ist. Für manche Tiere ist es stressig, allein gehalten zu werden, wieder andere haben zu viele Artgenossen auf zu kleinem Raum zu beklagen. Auch die falsche Ernährung, eine unzureichende Beleuchtung oder häufige Unruhe können als störend erlebt werden.

Stress vermeiden lernen

Neben den rein individuellen Empfindungen sind die Folgen von Stress beim Tier ausgesprochen vielfältig. Von Verhaltensauffälligkeiten bis zur Reduzierung der Milchgaben, häufige Krankheiten und frühzeitiger Tod ist alles möglich. Mit dramatischen Folgen für den Landwirtsbetrieb. Deshalb ist es wichtig, den Stress zu erkennen um frühzeitig entgegensteuern zu können. Ob dies ohne aufwendige Laboruntersuchungen künftig möglich sein wird, das steht noch nicht fest.

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Hightech-Weidezaun zur Vertreibung von Wölfen

Aktuell läuft ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt der Universitäten Gießen und Bremen, dessen Ziel es sein soll, einen zuverlässigen neuartigen Weidezaun zu entwickeln, der Nutztiere schützt und Wölfe fernhält. Dabei kommen gleich drei unterschiedliche Methoden zum Einsatz.

Ein Forschungsprojekt mit Zukunftscharakter ist es allemal, welches an den Universitäten Bremen und der Justus-Liebig-Universität in Gießen läuft. Hinzu kommt ein Unternehmen, dass sich mit der Herstellung von Zäunen auskennt, nämlich RoFlexs. Gemeinsam probieren die Forscher einen neuartigen Weidezaun zu entwickeln, den Wölfe endlich nicht mehr überwinden können. Damit sollen die Weidetiere wie Schafe, Ziegen und Kälber besser geschützt sein. Umherstreunende Wölfe sind für Bauern und Hirten ein wachsendes Problem. Sie müssen ihre Weideflächen immer weiter ausbauen, um fruchtbare Ecken nutzen zu können. Gleichzeitig nähern sie sich damit aber immer mehr dem natürlichen Revier des Wolfes. Und der ist klug und weiß mittlerweile, normale Weidezäune zu überlisten und sich zu holen, wonach ihm der Sinn steht.

Vertreibung durch Hören, Sehen, Riechen

Das könnte künftig vorbei sein, denn ein neuer Zaun soll das Problem endlich in den Griff kriegen und zuverlässig vor solchen Wolfangriffen schützen. Und zwar mit künstlicher Intelligenz. Der sogenannte „mAInZaun“ soll nicht nur Wölfe verscheuchen, sondern sogar selbstständig undichte Stellen erkennen und melden können. Die Abwehr funktioniert dabei auf gleich drei Ebenen: durch Geruch, Geräusche und visuelle Effekte. Außerdem soll das System erkennen können, ob es sich beim unbefugten Besucher wirklich um einen Wolf handelt oder um einen anderen Eindringling. Versucht es das selbe Tier öfter den Zaun zu überwinden, kann auch dies schnell erfasst und eine andere Abwehrstrategie ausprobiert werden. Auf diese Weise soll es den Wölfen möglichst schwerfallen, ihr Ziel zu erreichen. Noch dauert die Entwicklung dieses einzigartigen Zaunes aber an. Projektende wird erst 2024 sein. Bis dahin müssen sich die Wölfe ein dickes Fell zulegen, wenn sie weiter an ihr Fressen kommen wollen.

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FarmInsect produziert Insekten als Futtermittel für Nutztiere

Eine zuverlässige alternative Proteinquelle bilden Insekten. Während diese in asiatischen Ländern längst auf dem Speiseplan stehen, tun sich die Menschen hierzulande schwer damit. Zumindest den Nutztieren sollen sie jetzt zugute kommen.

FarmInsect ist eine Firma die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Futterkreislauf zugunsten der Umwelt zu schließen und das tun sie mithilfe von Insekten. Diese sind eine gute Quelle für lebenswichtige Proteine und damit wichtig für die Gesundheit und Aufzucht von Nutztieren. Deshalb entwickelt das Unternehmen neuerdings Farmen auf denen Insekten nicht nur gezüchtet, sondern auch entsprechend weiterverarbeitet werden, um dann im Viehfutter zu landen. Dort ersetzen sie die teilweise als schädlich eingestuften Bestandteile im Standardfutter durch eine natürliche Proteinquelle. Das Futtermittel ist mittlerweile nicht nur für Kühe und Pferde, sondern auch für das liebe Federvieh erhältlich. Es soll schon in wenigen Jahren den Markt dominieren und so sicherstellen, dass die Tiere nur bestes Futter aus umweltgerechten Nachzuchten erhalten. Und bei FarmInsect hat man noch viel mehr vor.

Ein Projekt mit Zukunft

Das Unternehmen ist in ein großes Partnernetzwerk eingebunden. Ständig ist man damit beschäftigt, neue Proteinquellen zu entwickeln und diese auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Bereits seit dem Start der Entwicklung des Projekts wird FarmInsect wissenschaftlich unterstützt und zwar an der Technischen Universität München. Dort befindet sich auch die erste Pilotanlage ihrer Art. Und das Projekt scheint erfolgreich anzulaufen, denn bereits kurz nach der Gründung im Jahr 2019 gab es den ersten Preis im TUM Startup Booster Grants Kontest. Seit 2020 gehört FarmInsect zum sogenannten LMU EC Accelerator Programm. Seit April des letzten Jahres erhält das Projekt Fördergelder vom Bayrischen Landwirtschaftsministerium. Auch hier glaubt man fest an den Erfolg der Insekten und daran, dass sich durch ihre Züchtung ein Futterkreislauf schließen lässt. Und das natürlich zum Wohle der Umwelt und für eine bessere Versorgung der Nutztiere.

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