Ensemo impft Saatgut

Noch immer kommen in der Landwirtschaft verschiedenste chemische Wachstumsfördermittel und Dünger zum Einsatz, die unsere Umwelt stark belasten. Das AgriTech-Startup Ensemo aus Niederösterreich hat nun eine Methode entwickelt, die zukünftig die chemischen Mittel ersetzen könnte.

Die Gründer des Startups Ensemo haben es sich zur Aufgabe gemacht, Saatgut so vorzubereiten, dass es ohne chemische Düngemittel auskommt. Langfristig sollen derartige Wachstumsfördermittel durch das Verfahren von Ensemo ersetzt werden.

Wichtiger Beitrag zur Entlastung der Umwelt

Das AgriTech-Startup Ensemo aus Niederösterreich möchte mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Dafür wurde eine interessante Methode entwickelt, mit deren Hilfe Saatgut so vorbereitet werden kann, dass zukünftig auf chemische Wachstumsförderer und ebenso umweltschädliche Düngemittel verzichtet werden kann. Es handelt sich dabei um eine Methode, mit der sich nützliche Pilze und Bakterien direkt in das Saatgut impfen lassen.

Die sogenannte SeedJection-Technologie wurde von Ensemo entwickelt und ist in der Lage, einen Mikroorganismus in einem Saatkorn zu platzieren und die Öffnung anschließend wieder zu verkleben. Sobald das Saatkorn keimt, vermehren sich die jeweiligen Mikroorganismen und unterstützen es beim Wachsen. Auf diese Weise kann die Saat bestimmte Stoffe besser aufnehmen, weshalb beispielsweise auf Zugabe schädlicher Stickstoff-Dünger verzichtet werden kann.

Ensemo – ein Unternehmen mit Visionen

Das Startup wurde 2021 gegründet und besteht derzeit aus vier Personen. Es wendet sich mit seiner interessanten Technologie vor allem an Saatgutproduzenten. Geplant ist ein Markteinstieg in ganz Europa ab 2024. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das Team bis Ende des Jahres auf sieben Personen vergrößert werden.

Die entwickelte Technologie ist eigentlich für alle Saatgutarten anwendbar. Allerdings funktioniert dies derzeit nur bis zu einer bestimmten Größe, da die Saat für den Prozess ausreichend fixiert werden muss. Auch die geologischen Gegebenheiten sind bei der Auswahl der jeweiligen Mikroorganismen zu berücksichtigen. Denn die Bakterien und Pilze müssen mit den Bodenbedingungen möglichst gut zurechtkommen.

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Trockenheitsresistente Nutzpflanzen gefordert

Angesichts der wiederkehrenden Dürreperioden und der damit einhergehenden Ernteknappheit fordern Bauern schon seit Jahren die Zulassung sogenannter Evolutionsramschen, also genetisch vielfach gekreuzter Nutzpflanzen. Doch noch fehlen entsprechende EU-Verordnungen.

Neben Stürmen und Regenwetterperioden werden die Sommer immer trockener. Das hat zur Folge, dass die Bauern immer weniger Ernte einfahren können, weil die Nutzpflanzen durch die Wasserknappheit weniger Ertrag abwerfen. Viele verdörren einfach komplett und damit gehen ganze Felder zugrunde. Neben den hohen finanziellen Ausfällen für die Landwirte gibt es natürlich auch Folgen für die Bevölkerung, die Gemüse und Getreide ja zur Ernährung brauchen. Schon seit Jahren gibt es deshalb Versuche, unterschiedliche Nutzpflanzen zu kreuzen, um sie genetisch so zu verändern, dass sie resistenter gegenüber Dürre und Schädlingen werden. Das würde die Erträge steigern und einem Nahrungsmangel für Mensch und Tier entgegensteuern. Das Problem dabei ist, dass derart gekreuzte Pflanzen von der EU nicht zugelassen sind. Deshalb fordern Landwirte schon lange eine Änderung des Gesetzes.

Ein Umdenken muss stattfinden

Evolutionsramsche nennen Bauern Pflanzen, die gentechnisch verändert sind. Ein anderes Wort dafür ist „Population“. Dabei kreuzen Landwirte hiesige Sorten wie Hafer und Weizen mit ähnlichen Sorten aus anderen Ländern, in denen lange Dürreperioden normal sind. Die Pflanzen lernen dadurch, widerstandsfähiger zu werden und der Dürre zu trotzen. Vielliniensorten sind gefragt unter Landwirten, sie dürfen aber offiziell nicht angebaut werden. Das verbietet der Europäische Gerichtshof. Ein fatales Urteil, denn dadurch schrumpfen die Erträge weiter und eine andere Lösung gibt es nicht. Deshalb laufen die Landwirte Sturm gegen dieses Verbot. Die Pflanzen seien schließlich genauso nützlich und nahrhaft, sie können nur einfach besser mit den wandelnden Klimabedingungen fertig werden. Und das sei wichtig, um künftige Generationen ernähren zu können. Schließlich sehen Klimaforscher auch für die Zukunft immer mehr trockene Sommer und immer weniger Regen voraus.

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