Streit in der Agrarpolitik

Wenn Politiker und Landwirte aufeinander treffen, sind Reibereien vorprogrammiert. Aktuell demonstrieren viele Landwirte gegen Forderungen aus dem politischen Lager. Diese seien schlichtweg utopisch und kaum umsetzbar behauptet die eine Seite, während die andere auf ihrer Meinung beharrt.

Dass die Sicht von Landwirten und Politikern nicht in eine Richtung geht, ist nichts Neues. Aber dass ein grundlegender Wandel in der Landwirtschaft notwendig ist, sollte beiden Seiten klar sein. Allerdings geht dies nicht ohne Zugeständnisse aus beiden Lagern.

Landwirte als Sündenböcke?

Politiker verschiedener Parteien fordern grundlegende Änderungen in der Landwirtschaft. Diese sollten weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, um im Sinne der Umwelt zu handeln. Die gesamte Agrarpolitik müsse umgestellt werden und auf ein nachhaltiges Konzept ausgerichtet sein. Nur so lassen sich weitere Schäden für die Umwelt verhindern. Für die Landwirte sind diese Forderungen nicht so einfach umzusetzen. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, werden sie doch immer wieder als große Umweltsünder dargestellt.

Kaum jemand sieht deren Seite. Eine Umstellung auf nachhaltige Bewirtschaftung der Ackerflächen ist mit Ertragseinbußen und daraus folgenden finanziellen Verlusten verbunden. Ein finanzieller Ausgleich müsste von Bund und Ländern bereitgestellt werden, um nachhaltige Veränderungen zu schaffen. Bislang reichen die wenigen Fördermittel nicht aus, um eine vollständige Umstellung zu erzielen.

Landwirte appellieren auch an die Verbraucher

Mit der Aktion der grünen Kreuze demonstrieren viele Landwirte schweigend. Sie wollen auf ihre Situation aufmerksam machen, ohne mit rabiaten Methoden vorzugehen. Zahlreiche grüne Kreuze, die überall aufgestellt wurden, zeigen bereits, dass sie sich mit dem Umweltgedanken auseinandersetzen und gemeinsam nach einer Lösung suchen wollen. Sie appellieren gleichzeitig an die Verbraucher und fordern sie dazu auf, mehr regionale Produkte zu kaufen und auf Bio-Produkte zu setzen, anstatt günstig beim Discounter landwirtschaftliche Produkte zu erwerben. Einfache Maßnahmen können langfristig eine Umstellung der Landwirtschaft möglich machen.

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Fachmesse für ökologischen Landbau

In Offenburg soll es schon bald eine neue Fachmesse geben. Die „BioAgrar“ soll das Thema „Ökologische Landwirtschaft“ in all seinen Facetten behandeln und gleichzeitig zur Umstellung anregen. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Landwirten soll eine hilfreiche Unterstützung werden.

Im Oktober 2020 soll die neue Fachmesse „BioAgrar“ erstmals ihre Pforten in Offenburg öffnen. Die Messe wird sich vor allem um ökologische Landwirtschaft kümmern und Landwirte, Wissenschaftler, Verbraucher, Vertreiber und Förderer zusammenbringen.

Eine neue Fachmesse mit viel Potenzial

Das Messegelände in Offenburg soll im Oktober 2020 erstmals die „BioAgrar“ präsentieren. Dabei handelt es sich um eine Fachmesse, die sich vor allem mit ökologischer Landwirtschaft auseinandersetzt. Das Projektteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, Landwirte, die bereits ökologisch arbeiten, mit interessierten Landwirten zusammenzubringen. So können Erfahrungen ausgetauscht und Hilfestellungen für die Umstellung gegeben werden. Da das Messegelände auch über moderne Seminarräume verfügt, werden während der „BioAgrar“ auch Fachveranstaltungen stattfinden.

Da die Bedeutung der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft immer mehr wächst, ist die Fachmesse eine willkommene, neue Plattform zum Erfahrungsaustausch und zum Knüpfen wertvoller Kontakte. Hier werden ab dem kommenden Jahr Landwirte, Verbraucher, Vertreiber, Berater und auch Wissenschaftler und Förderer aufeinandertreffen.

Interessante Zahlen

Die Zahlen der Bundesagrarministerin belegen deutlich, dass immer mehr Landwirte ihre Betriebe umstellen. In 2018 wuchs die ökologisch bewirtschaftete Fläche auf 1,5 Millionen Hektar an. Allein in 2018 kamen 150.000 Hektar hinzu. Inzwischen gibt es 32.000 ökologische Landwirtschaftsbetriebe, Tendenz steigend. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass die EU einige Fördermittel gewährt. Aber auch die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Produkten trägt dazu bei, dass immer mehr Landwirte eine Umstellung erwägen.

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Der Welt Klimarat fordert mehr ökologische Landwirtschaft

Der Welt Klimarat IPCC hat sich intensiv mit den stetig wachsenden Zahlen der Weltbevölkerung auseinandergesetzt. Ein Umdenken in der gesamten Landwirtschaft ist zwingend notwendig, um diese langfristig ausreichend zu ernähren und gleichzeitig dem Klimawandel entgegen zu wirken.

Die CO2-Belastung in der Landwirtschaft ist ein wichtiges Thema derzeit im Welt Klimarat IPCC. Diese muss dringend eingeschränkt werden, um das Klima zu erhalten. Auch in Bezug auf die Lebensmittelverschwendung fordert der Welt Klimarat ein rigoroses Umdenken. Nur so wird die Weltbevölkerung langfristig ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden können.

Umdenken zwingend erforderlich

Der Welt Klimarat IPCC hat in seinem Sonderbericht „Klimawandel und Landsysteme“ vor allem die Landwirtschaft gründlich unter die Lupe genommen. Themen wie die vermehrte Wüstenbildung, Landdegradierungen, Ernährungssicherheit, Treibhausgasflüsse in Ökosystemen und nachhaltiges Landmanagement standen dabei im Mittelpunkt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Dürreperioden in den kommenden Jahrzehnten deutlich verlängern werden. Stärkere Hitzewellen und extreme Regenfälle kommen hinzu.

Umso wichtiger wird ein aktives Handeln, um dem Klimawandel in dieser extremen Form Einhalt zu gebieten. Vor allem Wälder und Moore sollten besser geschützt werden.

Ernährungsgewohnheiten umstellen

Die Bevölkerung sollte dem Welt Klimarat zufolge unbedingt die eigenen Ernährungsgewohnheiten umstellen und vermehrt auf pflanzliche und nachhaltige tierische Produkte setzen. Ein solches Umdenken könnte bis 2050 die Renaturierung von mehreren Millionen Quadratkilometern Land bewirken. Dennoch bleibt das Problem der fehlenden Anbauflächen. Da die Weltbevölkerung immer weiter anwächst, wird es schwieriger, genügend Anbauflächen zu finden. Dadurch könnte die Versorgung mit Nahrungsmitteln instabil werden.

Im Welt Klimarat arbeiten Wissenschaftler aus 195 Ländern gemeinsam daran, die aktuelle Situation zu untersuchen und die Ergebnisse mit Lösungsvorschlägen an die Politik zu übermitteln.

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Wildkräuter in der heimischen Landwirtschaft

Um Ackerwildkräuter nicht völlig verschwinden zu lassen, unterstützt ein Projekt die Landwirte dabei, sich auf alte Anbaumethoden zurückzubesinnen. Ein Förderprogramm stellt entsprechende Mittel bereit, um den Landwirten bei der Umstellung ihrer Anbauflächen finanziell unter die Arme zu greifen.

Etwa 150 Landwirte beteiligen sich bereits in der Rhön an der Rückgewinnung der Ackerwildkräuter. Diese waren in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen und schon beinahe vollständig verschwunden. Mit Hilfe gezielter Maßnahmen soll deren Wachstum wieder gefördert werden.

Umstellung der Anbauflächen – ein langwieriger, aber erfolgreicher Prozess

Gemeinsam mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat die Untere Umweltbehörde ein Förderprogramm ins Leben gerufen, das den Ackerwildkräutern wieder eine Chance geben soll. Auf verschiedenen Flächen sollen Landwirte extensiv bewirtschaften. Dabei verzichten sie auf den Anbau von Mais und Zuckerrüben, sogenannten Intensivkulturen. Aber Klee-Gras und Luzerne, die als Dauerkulturen bekannt sind, dürfen auf diesen Flächen nicht mehr angebaut werden. Viele Ackerwildkräuter sind Kaltkeimer. Deshalb sollten Landwirte, die an dem Förderprogramm teilnehmen, mindestens zweimal in fünf Jahren einen Winteranbau vornehmen. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Düngung und Untersaat ist ebenfalls wichtiger Bestandteil der Maßnahmen zur Rettung der Ackerwildkräuter.

Um den Kräutern genug Platz zur Verfügung zu stellen, wird auf den jeweiligen Anbauflächen in doppeltem Reihenabstand ausgesät. Natürlich reduziert sich dadurch der Ernteertrag der Landwirte. Durch das Förderprogramm erhalten sie dafür einen Ausgleich in Höhe von 420 Euro pro Hektar. Für die Landwirte gibt es aber auch Vorteile, die nicht zu unterschätzen sind. Es entsteht keine Mehrarbeit. Dafür entfallen Spritzen und Düngen, sowie die Ausgaben für die Beschaffung entsprechender Mittel. Die Rückbesinnung auf die traditionelle Landwirtschaft kommt der Natur zugute.

Probleme bei der Umstellung

Nicht immer verläuft die Umstellung der Anbauflächen problemlos. Es kann durchaus passieren, dass der Ackerfuchsschwanz vermehrt auftritt. Dieser zählt zu den sogenannten Problemwildkräutern. Aber in den meisten Fällen erledigt sich dieses Problem innerhalb kurzer Zeit von selbst, nachdem sich der Nährstoffgehalt im Boden wieder normalisiert hat.

Das Förderprogramm für Landwirte hilft dabei, die bedrohten Arten zu retten. Diese müssen nicht extra ausgesät werden, denn die Saat befindet sich schon im Boden. Sie müssen nur Raum bekommen, um zu wachsen. Die Ackerwildkräuter sind wichtig für Insekten und andere Arten. Außerdem sind viele von ihnen auch für den Verzehr geeignet.

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Suisse Tier: Innovationswettbewerb der Landwirtschaft

Neuheiten und Innovationen sollen auf der Suisse Tier auch in diesem Jahr prämiert werden. Dabei geht es vor allem um Entwicklungen, die den kleinen Landwirtschaftsbetrieben die tägliche Arbeit erleichtern.

Große Fachmessen mit ebenso großen Wettbewerben gibt es viele. Die Suisse Tier möchte kleinen Landwirten und Landwirtinnen die Möglichkeit geben, ihre kleinen Innovationen zu präsentieren. Denn oft sind es die kleinen Dinge, die im landwirtschaftlichen Alltag großen Nutzen bringen.

Auszeichnungen im Zwei-Jahres-Rhythmus

Alle zwei Jahre vergibt die Suisse Tier Auszeichnungen an die besten Innovationen im landwirtschaftlichen Bereich. Auch 2019 ist es wieder soweit. Noch bis zum 30. Juni haben Landwirte und Landwirtinnen mit entsprechenden Neuentwicklungen die Gelegenheit, diese einzureichen und damit am Wettbewerb teilzunehmen.

Der Wettbewerb wird in zwei große Kategorien geteilt. Es gibt einen gewerblichen Neuheitenwettbewerb und einen bäuerlichen Innovationswettbewerb. Vor allem der bäuerliche Wettbewerb gibt auch kleinen Landwirtschaftsbetrieben die Möglichkeit, ihre neuartigen Alltagshelfer zu präsentieren. Oft sind es kleine Erfindungen, die im Alltag viel Zeit einsparen oder die Arbeit erleichtern.

Die Gewinner beider Wettbewerbe werden am 22. November 2019 bei der Eröffnung der Suisse Tier ausgezeichnet.

Attraktive Preise als großer Anreiz

Für den bäuerlichen Innovationswettbewerb werden ein bis drei Gewinner ausgewählt. Diese erhalten ein Porträt mit Video in den Medien. Außerdem steht ein mit 5.000 Franken dotierter Preis zur Vergabe bereit. Davon erhalten der Erstplatzierte 3.000 Franken, der Zweite 1.500 und der Dritte Gewinner 500 Franken.

Die Jury besteht aus unabhängigen Vertretern der Landwirtschaft. Die Leitung übernimmt Präsident Matthias Schick.

Im Vergleich gelten die Bauern aus der Schweiz als erfindungsreicher als deutsche und französische Landwirte. Dies liegt vor allem daran, dass es hier besonders viele kleine Landwirtschaftsbetriebe gibt, die mit den großen Maschinen und Werkzeugen in ihrem Kleinstbetrieb wenig anfangen können. Deshalb versuchen viele von ihnen, selbst passende Hilfsmittel zu entwickeln und bauen sie auf dem eigenen Hof. Durch den Wettbewerb der Suisse Tier können solche Innovationen endlich auch ins Rampenlicht gerückt werden.

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Wahltool „Agrar-O-Mat“ soll Landwirten bei der Europawahl helfen

Da am 26. Mai die Europawahl in Deutschland ansteht, hat die Redaktion von agrarheute ein Wahl-Tool speziell für Landwirte entwickelt, dass bei der Suche nach der passenden Partei behilflich sein soll. Mit Hilfe des Agrar-O-Mat soll herausgefunden werden, welche Partei am ehesten die eigenen agrarpolitischen Positionen vertritt.

Ähnlich wie der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung stellt der Agrar-O-Mat von agrarheute ein Online-Tool dar. Die spezielle Zielgruppe sind Landwirte, mit Blick auf die bevorstehende Europawahl am 26. Mai. Das Wahltool soll Landwirten dabei helfen, die einzelnen Positionen der Parteien zu verschiedenen agrarpolitischen Themen mit den eigenen abzugleichen. So kann schnell und einfach herausgefunden werden, welche Partei am ehesten zu einem passt.

Die Redaktion von agrarheute stellt dem Teilnehmer im Agrar-O-Mat 24 Thesen zur europäischen Agrarpolitik vor. Die Thesen wurden allen Parteien in Deutschland, die derzeit mehr als einen Sitz im Europaparlament besitzen, vorgelegt und ihre jeweilige Haltung dazu abgefragt. Zu den Parteien gehören CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke. Von der AfD liegen keine Antworten vor. Die einzelnen Thesen können dann mit „Stimme zu“, Stimme nicht zu“ oder „Neutral“ bewertet werden. Außerdem ist es für die Nutzer möglich, eine These doppelt zu gewichten oder auch zu überspringen.

Nach der Bewertung einer These wird diese mit den Positionen der Parteien abgeglichen. Bei einer Übereinstimmung der Antworten werden 2 Punkte an die Partei vergeben. Weicht die Antwort leicht ab, wird der Partei 1 Punkt gutgeschrieben. Sind die Antworten unterschiedlich oder hat die Partei eine Frage nicht beantwortet, werden der Partei keine Punkte gutgeschrieben. Eine übersprungene These wird vom Agrar-O-Mat nicht bewertet. Wurde eine These doppelt gewichtet, gibt es die doppelte Punktzahl für die Partei.

Beim Ergebnis handelt es sich nicht um eine Wahlempfehlung, sondern um ein Informationsangebot für Landwirte zur Europawahl 2019.

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EU-Urteil sorgt für Diskussionsstoff: Halal ist nicht Bio

Ein EU-Urteil hat Muslime und Juden in Aufruhr versetzt. Es besagt, dass geschächtetes Fleisch kein Bio-Siegel tragen darf. Es würde nicht höchsten europäischen Anforderungen an den Tierschutz entsprechen.

Halal oder koscher, aber nicht Bio. Der Europäische Gerichtshof hat vor kurzem ein Urteil gefällt, das viele Menschen islamischen und jüdischen Glaubens verärgert hat. Ihr rituell geschlachtetes Fleisch verdient demzufolge das Bio-Siegel nicht.

Kein Bio-Siegel für geschächtetes Fleisch

Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass geschächtetes Fleisch das Bio-Siegel nicht bekommen darf. Als Grund nennen die Richter die Schlachtung ohne jegliche Betäubung. Diese sei nicht vereinbar mit den hohen europäischen Anforderungen an den Tierschutz.

Sowohl Vertreter des jüdischen als auch des islamischen Glaubens wehren sich vehement gegen dieses Urteil. Sie empfinden es als einen Schlag ins Gesicht der gesamten Glaubensgemeinschaft. Sie argumentieren damit, dass eine Bio-Zertifizierung ausschließlich von der Art der Tierhaltung, der Nahrung und der Transportbedingungen abhängen dürfe.  Ihre Art der Schlachtung sei nicht schlechter als die konventionelle.

EU-Urteil kritisiert Schlachtung ohne Betäubung

Mit dem gefällten Urteil spricht sich der Europäische Gerichtshof gegen das Schlachten ohne Betäubung aus, die Tiere dadurch extrem leiden. Die rituelle Schlachtmethode schließt das Bio-Siegel somit aus.

Wer sich ein wenig genauer mit dem Thema Schlachtung auseinandersetzt, weiß, dass auch die Schlachtung unter Betäubungsmitteln nicht immer so verläuft wie vorgesehen. Oft werden Tiere nur halb betäubt oder erleben die Schlachtung sogar bei vollem Bewusstsein mit. Dies kommt vor. Generell sollte der Fleischkonsum eingeschränkt werden – egal, ob Bio oder nicht. Dieser Schritt allein wäre im Sinne der Umwelt. Es ist gar nicht notwendig, vollständig darauf zu verzichten. Aber die Menge zu reduzieren, könnte schon viel bewirken.

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Bio: Vom Nischenprodukt zur Massenware

Bio-Produkte werden immer beliebter. Das Umweltbewusstsein der Käufer wächst und lässt sie gezielt nach Bio-Produkten Ausschau halten. Während vor einiger Zeit Bio-Produkte ein echtes Nischenprodukt mit entsprechenden Kosten war, haben sie sich inzwischen zu einer Art Massenware entwickelt.

Jeder kann sich gesund ernähren. Bio-Produkte sind längst nicht mehr so teuer wie noch vor ein paar Jahren. Inzwischen haben sogar die Discounter ein entsprechendes Angebot im Sortiment, sodass wirklich jeder die umweltfreundlichen Produkte genießen kann.

Große Entwicklung innerhalb kürzester Zeit

Kaum eine andere Produktgruppe konnte in den vergangenen Jahren eine so große Entwicklung verzeichnen wie die Bio-Produkte. Waren sie noch vor kurzem echte Nischenprodukte mit entsprechend hohen Preisen, sind sie inzwischen für jedermann erschwinglich und in großer Anzahl in den Supermärkten vertreten. Die Gründe für diese rasante Entwicklung auf dem Markt liegen ganz klar auf der Hand. Kunden kaufen immer umwelt- und gesundheitsbewusster ein. Sie sind bereit, etwas mehr für spezielle Produkte auszugeben und gönnen sich diese mit gutem Gewissen.

Bio-Produkte waren noch vor einiger Zeit fast ausschließlich in Bioläden und Reformhäusern erhältlich. Doch dies hat sich inzwischen komplett verändert. Jeder Supermarkt kann ein eigenes Bio-Sortiment vorweisen. Selbst die Discounter haben das Potenzial dieser Produktgruppe erkannt und eigene Bio-Marken entwickelt, die sie nun zu recht günstigen Preisen anbieten.

Attraktive Konditionen für den Kunden

Durch die enorme Konkurrenz gestalten sich die Preise für Bio-Produkte immer kundenfreundlicher. Allerdings kann dies kaum im Sinne der Produzenten sein. Bio-Bauern sind auf entsprechende Preise angewiesen, um wirklich ökologisch anbauen zu können. Der eigentliche Sinn der Bio-Produkte lag bislang daran, bewusst auf chemische Zusätze beim Anbau zu verzichten und gesündere Nahrungsmittel zu schaffen. Kunden haben bewusst ein wenig mehr bezahlt, konnten dafür aber echte Bio-Produkte genießen. Dabei spielte auch Fairtrade eine wichtige Rolle.

Sollten die Discounter dafür sorgen, dass der Preisverfall Bio-Produkte zur Massenware werden lässt, könnten neben den ökologischen Anbaubedingungen langfristig auch die fairen Arbeitsbedingungen in Gefahr geraten.

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Schadet ökologischer Anbau dem Klima?

Eine Studie sorgt derzeit für Irritation. Ökologischer Anbau soll dem Klima schaden. Im Vergleich mit konventionellem Anbau wird schnell deutlich, dass bei der Studie nicht alle Faktoren berücksichtigt wurden.

Ökologische Landwirtschaft soll eigentlich der Umwelt zugutekommen. Doch eine wissenschaftliche Studie sagt das Gegenteil aus. Verbraucher sind verunsichert, Öko-Landwirte sind verärgert.

Irritierende Studie

Grund für die große Aufregung ist eine Studie des Fachmagazins Nature. In dieser wurde festgestellt, dass ökologischer Anbau negative Auswirkungen auf das Klima hat. Konventionelle Landwirtschaft würde dem Klima weniger schaden.

Diese Aussage allein verunsichert die Verbraucher und ruft heftige Proteste der Öko-Landwirte hervor. Doch dass sich dies ausschließlich auf die Flächennutzung bezieht, wird erst bei genauer Analyse der Studie deutlich. Dass Öko-Betriebe niedrigere Erträge erzielen als konventionelle Landwirtschaftsbetriebe, liegt klar auf der Hand. Aus diesem Grunde benötigen Öko-Betriebe deutliche mehr Anbaufläche. Dabei ist die Rede von 16 bis 33 Prozent mehr Land. Dieser größere Bedarf ginge zu Lasten der Umwelt, denn sie müssten durch Rodungen etc. geschaffen werden.

Nicht bedachte Punkte

Einige Punkte, die im Vergleich Öko vs. Konventionell betrachtet werden müssten, wurden in der genannten Studie gar nicht berücksichtigt. Hierzu zählt vor allem auch das Konsumverhalten der Verbraucher. Dieses steckt aktuell in einem großen Wandlungsprozess, denn immer mehr Menschen reduzieren bewusst den Konsum tierischer Produkte.

Wachsender Bedarf an Nahrungsmitteln

Es werden in Zukunft immer mehr Nahrungsmittel benötigt. Deshalb ist der Fokus der Studie auf die Flächennutzung gerichtet. Die Erträge müssten deutlich erhöht werden, um den wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln mit Produkten aus ökologischem Anbau decken zu können.

Die Studie des Fachmagazins Nature ist nicht die einzige, die ein solches Ergebnis hervorgebracht hat. Auch Studien der Universität Göttingen kamen 2018 zu ähnlichen Resultaten.

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Zweinutzungshühner verhindern Kükentöten

Etwa 50 Millionen männliche Küken werden Jahr für Jahr in Deutschland getötet. Um dem entgegenzuwirken, werden derzeit zwei unterschiedliche Ansätze heiß diskutiert. Mit sogenannten Zweinutzungshühnern soll das Kükentöten verhindert und gleichzeitig ein Mehrwert geschaffen werden.

Der Eierverbrauch liegt bei rund 230 Stück pro Jahr pro Kopf. Doch wer sich für die Herkunft der Eier interessiert, stößt unweigerlich auf den entsetzlichen Vorgang des Tötens von männlichen Küken. Zwei neue Methoden sollen dies zukünftig verhindern.

Frühzeitige Geschlechtsbestimmung zur Vorbeugung

Um dem Kükentöten entgegenzuwirken, werden auktuell zwei Methoden diskutiert. Eine davon ist die Geschlechtsbestimmung im befruchteten Ei. Die Methode soll seit Anfang November so weit entwickelt sein, dass sie am Markt eingeführt werden könnte. So ließe sich das Geschlecht lange vor dem Schlüpfen erkennen. Dadurch könne dann gezielt entgegengewirkt werden.

Die Methode zur Bestimmung des Geschlechts noch im Ei war in Zusammenarbeit von Selggt und Rewe Group entwickelt worden.

Allerdings betrachtet Demeter dies als vorgezogenes Kükentöten und distanziert sich deutlich von dieser Methode.

Demeter setzt auf Zweinutzungshühner

Auch Demeter bietet eine Lösung gegen das Kükentöten an. Diese ist zwar kostenintensiver, könnte aber schon bald vermehrt praktiziert werden. Dabei geht es um das sogenannte Zweinutzungshuhn. Dabei handelt es sich um Hühner, die sowohl zum Eierlegen als auch zur Fleischgewinnung dienen.

Zweinutzungshühner stellen die Produktionsbetriebe vor große Herausforderungen. Die Umstellung bringt hohe Kosten und eine enorme Zeitintensität mit sich, da die Zweinutzungshühner deutlich weniger Eier legen und länger brauchen, um genug Fleisch anzusetzen. Dadurch steigen die Unterhaltskosten, und auch die Fleischqualität verändert sich.

Verbraucher fragen bereits gezielt nach Eiern von Zweinutzungshühnern, haben aber bislang kaum Interesse an deren Fleisch. Hier muss ein generelles Umdenken erfolgen, um dem Kükentöten endgültig entgegenzuwirken.

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